Weihnachtsgeschichte 2020

Schneeflocke

Einer der vielen witzigen Sprüche, die derzeit in den sozialen Netzwerken geteilt werden, geht so: „Bin gerade einige Tage zu Hause bei der Familie. Ich muss sagen: Das sind eigentlich ganz nette Leute.“

Manche empfinden die erzwungene Nähe aber durchaus als Gewinn.

Vielleicht können ein Mangel an Ablenkungen und der Rückzug in das eigene Heim gesamtgesellschaftlich zu einem Besinnen auf alte und nicht-materielle Werte führen.

Wird diese Phase von weniger Konsum und Stress zu einer Rückbesinnung und zu einer Renaissance alter Werte führen?

Es ist zu früh, das zu sagen, aber es ist gut möglich. Denn wir verbringen jetzt natürlich viel mehr Zeit mit unserer Familie. Freundschaften und das Streben nach persönlichem Glück haben die Rolle der Familienbande ersetzt. Jetzt besinnt man sich wieder mehr auf die, die einem am nächsten stehen, schon alleine wegen der Einschränkungen. Vielleicht wirkt das auch nach der Krise nach.

Wir als Gesellschaft rücken tatsächlich zusammen, und es gibt zurzeit weit weniger Panik, als zu erwarten gewesen wäre. Die allermeisten halten sich ohne viel Murren an die Maßnahmen. Auch Werte wie Barmherzigkeit und Nächstenliebe leiten derzeit das Handeln vieler Menschen. In diesen Zeiten der Not sind wir solidarisch. Es gibt unzählige Initiativen, die sich um Kranke, Einsame und Bedürftige kümmern.

Selbst in Großstädten, wo das Leben sonst eher von Anonymität geprägt ist, besinnt man sich auf die Schwächeren, hängt Zettel auf mit dem Angebot, älteren Nachbarn beim Einkaufen zu helfen, oder vernetzt sich auf Portalen zur Nachbarschaftshilfe. Vielerorts entstehen auch Gabenzäune, an denen Menschen Lebensmittel und Hygieneartikel für Obdachlose spenden. All das sind Zeichen der Menschlichkeit, die uns helfen können, gut durch diese Krise zu kommen.

Es ist schön zu hören, dass die Bäcker mehr Brot verkaufen. Nicht weil es den Bäckern hilft, als Gewinner aus der Krise hervorzugehen. Nein, weil sich offensichtlich die Menschen wieder mehr Zeit nehmen, einfach gemeinsam Abendbrot zu essen. Es ist einfach schön, wieder mehr Leute beim Spazierengehen zu treffen. Es ist beruhigend zu sehen, dass trotz des gesteigerten Interesses an der schönen Natur mehr als genug Platz für alle da ist.

Und vielleicht gehen wir stärker denn je Schritt für Schritt in eine Zukunft, die so viel mehr für uns bereithält, als wir in der Vergangenheit geglaubt haben.

Frohe Weinachten und sonnige Grüße
Armando Sommer